Sprachauffälligkeiten bei Kindern können das Sprachverständnis, die Wortfindung, die Grammatik und die Aussprache betroffen sein. Bei eingeschränktem Sprachverständnis werden trotz intakten
Hörvermögens Wörter oder Satzteile nicht richtig verstanden. Wortfindungsstörungen liegen vor, wenn ein Kind das gesuchte Wort zwar kennt, es aber nicht abrufen kann. Störungen im
Grammatikerwerb (Dysgrammatismus) äußern sich unter anderem im Weglassen von Wort- und Satzteilen, fehlerhafte Wortstellung im Satz (Mama Ball haben), fehlerhafte oder fehlende Flektion beim
Verb (ich habe gegesst) und einer reduzierten Verwendung von Funktionswörtern. Aussprachestörungen (Dyslalien) können auch als isolierte Störung auftreten und werden daher getrennt behandelt.
Bei Störungen der Aussprache werden ein oder mehrere Laute fehl gebildet, durch einen anderen ersetzt oder ganz weggelassen. Besonders häufig auftretende Fehlbildungen sind das interdentale
"S", wobei beim Sprechen des "S"-Lautes die Zunge zwischen die Zähne geschoben wird und das Ersetzen des SCH-Lautes durch ein "S". Man unterscheidet phonologische, phonetische und
dyspraktische Störungen, die allerdings auch in Kombination auftreten können. Bei phonologisch bedingten Aussprachestörungen können die fehlenden Laute stimuliert werden, die Mundmotorik ist
nicht betroffen. Bei phonetisch bedingten Aussprachestörungen müssen die fehlenden Laute angebahnt werden, die Mundmotorik ist beeinträchtigt. Bei dyspraktischen Störungen kommt es zu
Suchbewegungen bei dem Versuch, den Ziellaut richtig auszusprechen.
Stimmstörungen können organische, hormonelle, psychische und funktionelle Ursachen haben. Organisch bedingte Stimmstörungen können beispielsweise durch Operationen oder Krankheiten verursacht
werden (Stimmlippenlähmungen, Aryluxationen). Manche organische Veränderungen der Stimmlippen wie bei Stimmlippenknötchen und beim Reinkeödem haben funktionelle Ursachen. Hormonelle Störungen
können zu einer tieferen oder höheren Sprechstimmlage führen. Eine medikamentöse Behandlung ist in der Regel ausreichend. Psychosoziale Belastungen können ebenfalls zu Stimmstörungen führen,
die eine psychotherapeutische Behandlung mit gegebenenfalls logopädischer Therapie erforderlich machen. Bei funktionellen Stimmstörungen leidet die Stimme durch unbewussten Stimmmissbrauch
wie starkes Pressen, falsche Sprechatmung und schlechte Atem- Stimmkoordination. Menschen in Sprechberufen (ErzieherInnen, LehrerInnen, SängerInnen, ManagerInnen, CallcentermitarbeiterInnen)
sind besonders häufig von funktionellen Stimmstörungen betroffen. Die logopädische Therapie zielt auf den Abbau von Fehlspannungen, dem Aufbau einer leistungsfähigen Stimme und
stimmhygienischen Maßnahmen.
Unter Stottern versteht man eine Störung des Redeflusses durch Wiederholung von Lauten, Silben, Wörtern oder ganzen Satzteilen sowie Blockaden bei einzelnen Lauten, stummes Verharren vor
einzelnen Lauten und körperliche Mitbewegungen (Lippen, Hände, Fuß aufstampfen). Häufig besteht eine Sprechangst, die zum Vermeiden schwieriger Wörter und Situationen führen kann. Emotionale
Reaktionen wie Schamgefühle, Enttäuschung und Wut halten das Vermeidungsverhalten aufrecht. Die eine Ursache für die Entstehung des Stotterns ist bis heute nicht gefunden. Stottern ist weder
rein psychisch noch organisch zu erklären. Ein Stottergen konnte bisher nicht gefunden werden. Man geht aber heute davon aus, dass es eine vererbte Disposition für das Stottern gibt (Zum
Vergleich: Neurodermitis wird als Disposition ebenfalls vererbt). Für die weitere Entwicklung des Stotterns sind multifaktorielle Gründe wie die eigene Reaktion auf die Unflüssigkeiten, die
Reaktionen der Umwelt und die Art des Stotterns verantwortlich. Die logopädische Therapie bietet unterschiedliche Sprechtechniken an, das übergeordnete Ziel besteht allerdings im Abbau des
Vermeidungsverhaltens und dem Transfer in Alltagssituationen.
Die Aphasie ist eine zentrale Sprachstörung, die durch einen Schlaganfall, Unfall, Tumore oder degenerative Krankheiten (B.: Alzheimer Krankheit) ausgelöst werden kann. Neben körperlichen
Beeinträchtigungen wie Sehstörungen oder einer Halbseitenlähmung treten sprachliche Störungen auf. Alle vier Kernbereiche der Sprache: Verstehen – Sprechen – Lesen – Schreiben sind in der
Regel gestört, wenn auch unterschiedlich stark. Dies bedeutet beispielsweise, dass ein Patient insgesamt flüssig spricht, dabei Satzteile wiederholt, sich manchmal in der Wortwahl vergreift
und Sprache schlecht versteht. Ein anderer Patient wiederum äußert sich mühsam in Zweiwortsätzen, versteht Sprache jedoch relativ gut. Für die logopädische Therapie erfordert dies einen
individuellen Therapieplan unter Berücksichtung der spezifischen Probleme und Möglichkeiten. Die Einteilung in Globale-, Broca-, Wernicke- und Amnestische Aphasie gilt heute als veraltet.
Schluckstörungen können bei neurologischen Krankheiten, nach Unfällen oder Operationen auftreten. Es bestehen Probleme beim Kauen und Schlucken in Abhängigkeit von Konsistenz und Menge. Dabei
können Speichel, Flüssigkeit oder Speisereste in die Atemwege gelangen. Bei diesem Verschlucken (auch Aspiration genannt) kann es im schlimmsten Fall zu Erstickungsanfällen oder einer
Lungenentzündung kommen. Weitere Symptome einer Schluckstörung sind Unter- und Fehlernährung, Gewichtsverlust und Flüssigkeitsmangel. Die Behandlung von Schluckstörungen erfolgt
medizinisch(medikamentös, eventuell künstliche Ernährung) und funktionell (therapeutisch). Die Behandlungsziele der logopädischen Therapie sind Haltungsaufbau, Wiederherstellung gestörter
Funktionen, Erwerb von Ersatzstrategien, Erstellung von Ernährungsplänen und gegebenenfalls Trachealkanülenmanagement.
Man unterscheidet zwischen Mittel-, Innenohrschwerhörigkeit und kombinierter Schwerhörigkeit, die nach dem Schweregrad in leichte, mittlere, schwere Hörstörungen und Taubheit eingeteilt
werden. Eine Hörstörung kann angeboren oder erworben sein. Eintrittsalter und Ausmaß der Hörstörung beeinflussen maßgeblich die resultierenden Beeinträchtigungen. Wortschatz und Satzbau
können eingeschränkt sein, die Aussprache ist undeutlich, die Stimme angestrengt und gepresst, die Sprechstimmlage ist oft zu hoch. Die logopädische Therapie beinhaltet die Verbesserung der
Lippenlesefähigkeiten, Gestentraining, Grammatikaufbau, Wortschatzerweiterung, die Prosodie und der auditiven Wahrnehmung. Bei einseitiger Taubheit oder bei an Taubheit grenzender
Schwerhörigkeit besteht die Möglichkeit, mit einem Cochlear-Implant die Hörfähigkeiten zu verbessern.
Das Tonaudiogramm fällt unauffällig aus, dennoch haben die Kinder mit auditiven Wahrnehmungsstörungen Probleme bei der Verarbeitung von auditiven Informationen. Dies kann die Analyse,
Synthese, die Merkfähigkeit und die Differenzierung einzelner Laute betreffen. Die logopädische Behandlung fördert die auditive Merkfähigkeitsspanne, die Differenzierung von Lauten, Silben,
Wörtern und Sätzen.
Bei nachweislich normaler Intelligenz haben diese Kinder Probleme beim Schriftspracherwerb. Die Ursachen sind vielschichtig, häufig liegt eine Sprachentwicklungsstörung und/oder eine auditive
Wahrnehmungsstörung vor. Visuelle Verarbeitung und die Integration unterschiedlicher Verarbeitungsprozesse spielen ebenfalls eine Rolle. Die Therapie muss ganzheitlich orientiert sein.
Visuelle, auditive, sprachliche und motorische Aspekte werden berücksichtigt, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen.
Man unterscheidet offenes und geschlossenes Näseln, im Volksmund auch Stockschnupfensprache genannt. Selten tritt auch eine Mischform auf. Beim offenen Näseln entweicht Luft bei Lauten Luft
durch die Nase, die im Deutschen nicht nasaliert werden. Die Ursachen können beispielsweise an einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, einer Gaumensegelschwäche, Gaumensegellähmung oder
funktionellen Gründen liegen. Die logopädische Therapie zielt auf die Verbesserung motorischer Fähigkeiten und einer gezielten Luftstromlenkung.
Menschen mit angeborener oder erworbener geistiger Behinderung (z.B. Morbus Down, infantile Cerebralparese, Unfälle, Traumata) haben Probleme in der motorischen Steuerung sprachlicher
Prozesse, im Sprachverständnis, im Wortschatz, in der Grammatik, in der Aussprache und der Schriftsprache. Die Therapie setzt computergestützte Verfahren, basale Stimulation und Förderung
aller sensorischen Fähigkeiten ein, um bestmöglich, die Teilhabe der Menschen am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Die Stimme ist ein wichtiges Merkmal, um von der Umwelt als Frau oder Mann wahrgenommen zu werden – sie ist ein sekundäres Geschlechtsmerkmal. Für Transidente Menschen – insbesondere für
MzF-Trans* - ist es deshalb ein großes Anliegen, eine Annäherung oder Angleichung der Stimme und des Sprechens an die jeweiligen geschlechtsspezifischen Merkmale zu erreichen. Neben dem
äußeren Erscheinungsbild soll damit auch in der Kommunikation und im stimmlichen Ausdruck ein gutes Passing erreicht werden. Mann-zu-Frau-Trans* In den Therapiesitzungen werden unter anderem
Muster der weiblichen Stimme analysiert sowie Parameter zum Stimmklang, den Resonanzräumen und der Sprechmelodie erarbeitet. Entscheidend ist, dass sich eine weibliche Stimme nicht nur über
die Tonhöhe definiert, sondern sich aus einem Zusammenspiel von vielen Aspekten der Stimme bis hin zur Körpersprache zusammensetzt. Ziel sollte dabei natürlich eine gesunde und tragfähige
Stimme sein, die zu der Persönlichkeit der Klientin passt. Frau-zu-Mann-Trans Die Einnahme von Hormonen kann bei Frau-zu-Mann-Trans* dazu führen, dass in der Regel „automatisch“ eine
zufriedenstellende Angleichung der Stimme erfolgt. Durch die Hormone wird das Gewebe der Stimmbänder verändert, sodass die Stimme tiefer klingt. Trotzdem kann es auch hier sinnvoll sein
logopädisch zu arbeiten, um Schädigungen der Stimme vorzubeugen oder zu beheben.